Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Sie hatten mich reingelegt.
Schon wieder!
Aber diesmal – diesmal würden sie dafür büßen.
Viele Tage und Nächte habe ich nachgedacht. Wie konnte ich sie aufs Kreuz legen?
Sie waren immerhin zu viert. Eine eingeschworene Clique, die nur eins im Sinn hatte: wie können wir jemanden aus der Mittelstufe ärgern? Am liebsten nahmen sie uns Mädels dazwischen.
Ganz geschickt hatten sie mir eine Schatzkarte untergejubelt und die Zigarrenkiste wirklich gut vergraben. Sie wussten, dass ich Kakerlaken hasse wie die Pest. Und was war in der Kiste? Natürlich Unmengen an krabbelnden Kakerlaken. Mit Maden, Würmern und Spinnen hatte ich keine Probleme. Aber Kakerlaken konnte ich partout nicht ab.
Damit hatten sie den Bogen überspannt! Jetzt war Schluss!
Ich werde ihnen eine Lektion erteilen, damit sie mich nie, nie, nie wieder aufs Korn nehmen, schwor ich mir selbst. Allerdings musste ich mir dazu etwas Besonderes einfallen lassen.
Und dann kam mir die Idee. Ich machte mir eine Liste von den Mitgliedern der Clique und beobachtete jeden Einzelnen für einige Zeit. Durch naive Fragen an Bekannte, harmlose Bemerkungen der Klassenkameraden und zufällige Unterhaltungen bildete sich in mir ganz allmählich ein Plan. Fred, der Anführer der Clique, war in Julia verknallt. Aber Julia schwärmte für Leon. Ben, der Zweite in der Gruppe, spielte leidenschaftlich gern Fußball. Charlie naschte am liebsten Schokolade. Und Peer, der Jüngste von allen, kam immer mit dem Fahrrad zur Schule. Nachmittags hing er meist auf seinem Zimmer und hantierte stundenlang mit diesen Computer-Ballerspielen.
Und so entstand meine persönliche Schatzkarte, die durch die ganze Stadt führen sollte:
Fred liebt Julia (die steht auf Leon)
Ben liebt Fußball
Charlie liebt Schokolade
Peer liebt Fahrrad / Computer
Charlie bekäme seine besondere Schokolade um 15:45 Uhr.
Fred würde Julia um 16:00 Uhr suchen (Stadtpark)
Julia würde Leon (Fred) um 16h30 erwarten (Schwimmbad)
Peer öffnete seine E-Mail um 16h30 Uhr.
Ben würde um 17 Uhr in die Umkleidekabine zurückkommen.
Perfekt!
Als Zugabe hatte ich eine Stadtkarte viermal kopiert und die jeweiligen Orte angekreuzt, an dem sie ihr Schicksal ereilen sollte. Wie auf der Schatzkarte, mit der sie mich reingelegt hatten Sie würden zwar ahnen, dass ich diejenige gewesen bin, die ihnen den ganzen Schlamassel eingebrockt hatte, aber sie konnten es niemals beweisen.