Der Tod aus der Teekiste
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"Viele Autoren können schreiben, aber nur wenige können originell schreiben. Wir präsentieren Ihnen die Stecknadeln aus dem Heuhaufen."
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Unterwegs | Oktober 2015
Fahrt zur Arbeit
von Anna Hoffmann

Habe ich auch alles? Es war wieder da, sein Reisefieber. Er ging noch einmal im Geiste alles durch. Ja, Zuhause war alles dafür eingerichtet, dass er für zwei Monate weg sein würde. So lange dauerte der nächste Projektabschnitt vor Ort. Er hatte die Vorbereitungen vor jeder Reise getroffen. Die Reise war auch jedes mal identisch verlaufen – warum also diese Nervosität, schalt er sich selber.
Er packte seinen Koffer und fuhr los. Es war noch dunkel draußen. Er mochte die Dunkelheit, weil er bei Nacht die Sterne sehen konnte.

„Fahrscheine bitte“, George strecke ihm auffordernd seine Hand entgegen, wie er es schon unzählige male getan hatte. Er musste lächeln. Er mochte George, der sich seinerseits den Spaß nicht nehmen ließ, sich wie ein Zugschaffner aus dem letzten Jahrhundert aufzuführen. George schaute ihn kurz an. „Wieder Dein Reisefieber?“ „Ja“, sagte er nur, „was soll ich machen?“ „Nichts, die Reise dauert ja nicht lange und Du hast es doch auch gefühlt schon hundert mal gemacht, oder?“ „Schon, aber dieser Projektabschnitt wird etwas Besonderes sein.“ „Na klar wird er das. Wir drücken Euch hier die Daumen.“ Er lächelte. Im Grunde war die Kontrolle nur eine Formsache. Sie kannten sich jetzt schon einige Jahre.

Sie starteten pünktlich. Er sah sich die anderen Passagiere an. Die meisten kannte er, einige neue Gesichter. Nichts Ungewöhnliches also. Und doch, da hing diese angespannte Mischung aus Neugier, Vorfreude und Angst im Raum. Es würde sein letzter Projektabschnitt vor Ort sein, so viel war klar. Er zwar noch fit und bis zur Rente würde er auch noch ein bisschen arbeiten müssen, aber Reisen dieser Art strengten den Körper immer noch an. Er war aufgeregt. Nicht nur wegen der Reise. Sie würden die Welt verändern! Mit diesem Projektabschnitt würde klarwerden, ob sich die jahrelangen Vorbereitungen gelohnt haben. Obwohl die Technik in den letzten Jahren immer besser geworden war und der Komfort an Bord nichts zu wünschen übrig ließ, fühlte er sich wie üblich eingesperrt. Er sah an seinem Anzug herunter. Alles saß perfekt. Das beruhigte ihn etwas. Er kontrollierte seinen Anzug während dieser Reise nun schon das zehnte mal. Julie nickte ihm zu und lächelte. Sie wusste von seinem Reisefieber. Er kannte sie noch aus einem der vorangegangenen Projektabschnitte. Sie war Australierin. Das war eine wunderbare Facette der Arbeit. Man hatte die Chance Menschen aus allen Erdteilen näher kennenzulernen. Julie trug einen ähnlichen Anzug wie er. Die Anzüge wurden normalerweise vom Projekt gestellt. Er hatte aber darauf bestanden, sich einen eigenen Anzug aussuchen zu dürfen und diesen auch außerhalb seines Dienstes zur Verfügung zu haben. Es erschien ihm wichtig, darüber die Kontrolle zu haben und es half ihm etwas, diese Reise zu überstehen. Er versuchte sich zu entspannen und sah aus dem Fenster. Es war dunkel, wie zu erwarten war und man konnte die Sterne sehen. Sie sahen einfach immer wieder phantastisch aus. Das war ein weiterer Vorteil des Projekts. Wann sie ankommen würden, konnte man mit einem Blick aus dem Fenster freilich nicht erahnen. Früher hatten Menschen für diese Distanz zwei volle Tage gebraucht. Er schmunzelte. Ja und noch viel früher gab es nur Pferdekutschen und von einer Reisegeschwindigkeit wie seiner jetzt gerade, hatte man nur geträumt.

Der Pilot machte die gewohnte Durchsage. Sie würden bald landen. Gut, er fühlte sich immer besser, sobald er gelandet war. Auch die Landung war im Plan, alles Routine. Er stieg aus, durchlief die üblichen Kontrollen. Hier oben war die Luft immer etwas dünner, aber nach ein paar Tagen würde er sich wieder daran gewöhnt haben. Die Lagebesprechung würde erst in einer Stunde sein. Also noch Zeit genug, den Koffer in der Wohneinheit abzustellen und von hier aus die Sterne anzuschauen. Sie sahen von dieser Perspektive einfach phantastisch aus. Auf dem Weg begegneten ihm hektische Kollegen und langsam griff die aufgeregte Stimmung auch auf ihn über. Ja, er freute sich, bei diesem Projektabschnitt dabei sein zu können: Das Terraforming des Mondes hatte begonnen!

Letzte Aktualisierung: 25.10.2015 - 08.00 Uhr
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