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Flucht | Januar 2016

Klein, weiß, geschäftig
von Helga Rougui

Als ich das in unregelmäßigen Abständen einfallende Licht meiner Welt erblickte, fühlte ich mich gestützt, aber auch bedrängt. Die Enge war da von Anfang an und dauerte an – mehr oder weniger. Als ich kam, gingen einige, andere waren schon vor mir gekommen, ich gesellte mich zu denen, die blieben. Eie innere Stimme- oder war es eine Stimme von oben – sagte uns, daß es Jahrzehnte dauern konnte, bis wir gehen müßten - es sei denn, es passierte etwas Unvorhergesehenes. Was dies sein könnte, darüber schwieg sich die Stimme aus.

Nun warteten wir nicht permanent auf diese uns angedrohte Vertreibung, zumal da die Möglichkeit bestand, jederzeit aus eigenem Antrieb die Flucht nach draußen anzutreten. Dachten wir jedenfalls. Nicht, daß wir das unbedingt wollten, und wir hätten auch gar nicht gewußt, wie wir das hätten bewerkstelligen oder was wir hätten draußen machen sollen.
Aber der Gedanke an die Freiheit tröstet gerade dann, wenn man fest verwurzelt ist.

Mittlerweile begann der Alltag, und das hieß für uns harte Arbeit. Unsere Kraft zermalmte alles, was vorbeikam. Ein paar Dinge gab es, die mußten wir in Ruhe lassen, da gab es ein großes Geschrei, wenn wir nur in ihre Nähe kamen. Aber wir waren stets zu allem bereit.

Schön wars, wenn wir etwas Sanftes, Weiches, Süßes bearbeiten durften, das war wie Ferien, auch wenn es uns danach am Hals kribbelte und wir sehnsüchtig das abendliche Großreinemachen erwarteten.

Wer wir sind?
Du kennst uns gut.

Wenn du Glück hast, hast du uns noch alle.
Wenn nicht – unsere Nachfolger sind fast noch schöner als wir und genauso nützlich.

Und nun suchen wir uns was zu beißen.

Letzte Aktualisierung: 22.01.2016 - 07.11 Uhr
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