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Flucht | Januar 2016

Drei Sekunden
von Ulrich Brinkmann

Die Füße auf kahlem Beton. Warmer Wind streichelt das Gesicht und singt das Lied vom Frieden ins Herz. Der Blick weit über den Horizont. Herz und Kopf sind frei, kein Bangen und kein Zögern.
Der Schwere und dem Lärm entrinnen, nach vorne gebeugt sich lösen, vom Gestern und vom Morgen. Den einen Schritt tun, den Letzten, und den Ersten.
Keine Hände, die halten, keine Schwingen, die tragen.
Für einen Moment scheinbar schweben, dann sich der Kraft anvertrauen, die zufasst und mit sich nimmt, nach unten, dem Himmel entgegen.
Durch halb geschlossene Augen strömen Bilder und berichten von einer Welt, die untergeht, und im Fallen und Taumeln, bäumt er sich noch auf, der Körper, den nur das hier und jetzt rechtfertigt, der dem vorangeeilten Herzen nicht folgen will.
Aber jetzt summt er wieder in den Ohren, der Wind, der zarte Freund, und er haucht aufs Neue seine Verheißung und lässt alles verschmelzen.
Endlich das Beben, aber es ist nur ein Widerhall in der zerschundenen Hülle, die bleiben muss um freizugeben.
Es ist vollbracht, das Ziel erreicht.
Leichtigkeit und Stille.
Stille und Freiheit.
Freiheit und Frieden.
Frieden.

Letzte Aktualisierung: 15.01.2016 - 20.01 Uhr
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