Liebesgeschichten ohne Kitsch? Geht das? Ja - und wie. Lesen Sie unsere Geschichten- Sammlung "Honigfalter", das meistverkaufte Buch im Schreiblust-Verlag.
Er dachte darüber nach, wie viel Insekten jetzt schon über seinen massigen Körper spazieren würden. Das rechte Bein hatte er leger auf das linke Knie abgelegt und er schmunzelte. In seinem Mund hatte er einen langen Grashalm, der hin und her federte, und am Himmel zog eine Wolke vorüber, die irgendwie aussah wie Dolly Buster. In der Flasche gluckste der Braune, wenn er die linke Hand ein wenig bewegte. Aus dem linken Auge lief jetzt eine Träne, sicher vom Wind, der über das Feld fuhr.
Das Rauschen der Bäume am Straßenrand, das Wogen der Halme, der warme Magen, das satte beruhigende Gefühl der Schwere.
Er lag da nun und wollte nie wieder aufstehen. Aussteiger müsste man sein. Kann man das so einfach werden?
Er hatte keine Lust mehr! Diese Scheiß-Schinderei, die blöden Kollegen, das dumme Geschwätz seiner Ehefrau, die Rücksichtslosigkeit der Leute. Manchmal dachte er, die Welt war verrückt geworden. Er nahm noch einen tiefen Schluck des brennenden Schnapses und musste ein Husten unterdrücken. Nicht, dass er das Zeugs sich über den Bauch spuckt.
Eine Hummel surrte um seinen Kopf. Süß! Dachte er… Aber sie kam immer wieder in Augennähe, was er nicht süß fand und nun mit der Hand wedelte. Die Sonne blendete ihn und wärmte sein Gesicht. Die Hummel sauste wieder im Sturzflug auf seine Nasenspitze zu. Mist! Stechen die eigentlich? Mit einer großen Handbewegung wischte er das kleine dicke Ding zur Seite. Es kam beim Fliegen ins Strudeln. Hinterließ es Staub? Silbernen? Kann Blütenstaub so schön silbern funkeln? Toll!
Dann kam sie wieder. Er überlegte, ob es am Cognac lag, dass dieses Hummelvieh immer wieder auf sein Gesicht zusteuerte, und setzte sich auf. Störung der Mittagsruhe.
Sein Handy klingelte. Er sah auf das Display… sein Chef. Sein Kack-Chef--- kann warten. Er war schließlich im Kundengespräch. Er lachte. Einen tiefen Zug nahm er aus der Flasche, als er aus dem Augenwinkel, den Kopf im Nacken, die Flasche am Mund, wieder diese Hummel auf sich zurasen sah. Sie hatte ein Gesicht und sah wütend aus!
Er spuckte im hohen Bogen den Mundinhalt über das Feld und holte tief Luft. Eine Hummel mit Gesicht? Halluzinationen… so krasse?
Die Hummel kam nach einem großen Kreisflug wie ein Düsenjet im Sinkflug auf ihn zu. Jetzt sah er es deutlich… das Gesicht. Wie erstarrt sah er auf die Hummel und dann auf die Flasche in seiner Hand. Die Hummel landete auf seinem Knie.
»Junger Mann, sind Sie total verrückt? Lassen Sie mich doch mal landen! Ich bin Leandra, die letzte existierende Wunschfee. Sie haben jetzt die Möglichkeit… puhh, hast du mich gehetzt… egal…«, sie schüttelte sich und silberner Glitzerstaub fiel aus ihrem hellbraunen Kleid, »…also du hast jetzt drei Wünsche frei. « Sprach´s, setzte sich und verdrehte die Augen.
»Na? «, fragte sie, »Fang´ an. Ihr blöden Menschen wünscht euch doch flottweg Geld und sexuelle Superkraft und all den Schmonzes…. Unsterblichkeit geht nicht, sage ich gleich… unendlich Wünsche erhalten auch nicht ... drei! Mehr nicht! Los los los, ich muss weiter… ich denke so an..., hallo?, noch wach?, Weltfrieden, Welternährung, Natur- und Umweltgesundung oder so was in der Art…«
Über ihr war plötzlich ein riesiger Schatten, der bedrohlich näher kam, schnell… Der mit Freiwünschen Bedachte schlug zu, aufs Knie, auf dem Leandra saß…
Sie war anschließend Matsch, ein wenig noch glitzernd, den er sich von der Hose wischte. Er nahm einen neuen tiefen Schluck aus der Flasche. Dann legte er sich wieder zurück in das hohe Gras.
2.Version
Letzte Aktualisierung: 24.10.2016 - 07.46 Uhr Dieser Text enthält 3578 Zeichen.
