Kurt Wolff in der Deutschen Nationalbibliothek, Günter Grass im Wahlkampf
22.10.2007
Die WELT hat sich die Ausstellung über den legendären Verleger Kurt Wolff in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt angesehen. Ebenfalls Thema: Günter Grass im Wahlkampf für Michael Naumann.
"Ein Mann mit zwei Leben" - die WELT schreibt über die Kurt-Wolff-Ausstellung:
Ja, wenn man solche Postkarten bekommt! Da muss das Verlegerleben doch die reine Lust sein. "Sehr geehrter Verlag", steht da in geschwungener, klarer Handschrift, "gleichzeitig schicke ich Ihnen express-rekommand das Manuskript der 'Strafkolonie' mit einem Brief. Hochachtungsvoll ergeben Dr. Kafka. 19/XI/18." So bescheiden und unprätentiös eine der berühmtesten und meistgelesenen Erzählungen des 20. Jahrhunderts frei Haus geliefert zu kriegen - kann es für einen Verleger größeres Glück geben? Welche Sorgen sollten ihn da noch drücken?
Doch leider sind die Realitäten des Verlagsgeschäfts andere. Kafkas Postkarte ist jetzt Teil einer Ausstellung zu Ehren Kurt Wolffs in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, kuratiert von Barbara Weidle, gefördert von der Bundeskulturstiftung. Sie ist nicht zuletzt ein Resultat des Bemühens, für die Verlagsgeschichte etwas zu erreichen, was für die vor den Nazis ins Exil geflohenen Schriftsteller schon vor Jahrzehnten geleistet wurde: Sie wieder mit ihrer ganzen Lebensleistung als Teil deutscher Literaturgeschichte bewusst zu machen.
"Grass macht wieder Wahlkampf" - die Netzeitung bringt heute einen dpa-Bericht zu den politischen Aktivitäten des Nobelpreisträgers:
Grass, der erst am Dienstag seinen 80. Geburtstag gefeiert hatte, sagte: «Ich wünsche mir als nachträgliches Geburtstagsgeschenk einen Wechsel in Hamburg und einen sozialdemokratischen Bürgermeister.» Grass übergab Naumann 1000 von ihm entworfene SPD-Wahlplakate aus dem Jahr 1969 und 150 handsignierte Lithographien eines Silberbarschkopfes zur Aufbesserung der Wahlkampfkasse. Grass hat sich bereits in der Vergangenheit für die SPD eingesetzt. Unter anderem unterstützte er Kanzler Willy Brandt. Später wandte er sich dann von der SPD ab, trat aus Protest Anfang der neunziger Jahre sogar aus der Partei aus. Trotzdem unterstützte Grass später Schröder bei seinen Wahlkämpfen. Grass betonte, Naumann habe ihn nicht um Hilfe gebeten, er habe sich selbst angeboten.