Madrigal für einen Mörder
Madrigal für einen Mörder
Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
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Spiekeroogyssee

Kapitel 12 – Die Apothekerin

Di, 02.06.2009, 22.30 Uhr

Die Drei traten ein. Ein Geruch von Thymian, Fenchel und Süßem bescherte ein Gefühl der Geborgenheit.
»Kommt hier an den Tisch!«, rief Frau Neune, »Setzt Euch.«
Heilsame Ruhe umgab sie. Weiter hinten gurgelte ein Erlenmeier-Kolben. Die Apothekerin stellte die Flaschenpost auf ein Regal, schob ein paar Bücher hin und her und rüttelte gedankenlos an einer Schublade.
»Freu Neune, wir müssen das Kind abtreiben, entfernen, loswerden!«, Lara schrie die Worte.
»Nein«, war die sanfte Antwort der Apothekerin, »Es ist Zeit für ein paar Erklärungen.«
Sven und Lara sahen sie fragend an. Eine nervöse Erwartung lag in dem Raum, das Blubbern klang dröhnend.
»Das Kind, liebe Lara, dein Mikaelus ist eindeutig Euer Kind. Glaubt mir. ER will Euch verunsichern, Ihr sollt Euer eigen Blut töten, denn nur Ihr könnt das große Wasser der Einbildung verdrängen. Ihr seid etwas ganz Besonderes. Die Erben einer ganzen Generation. Mit dem Helm, den Euch Mike zeigte, kann man das Wissen von drei Ältesten auf Euch übertragen. In jeder Generation gibt es drei Magier, die den Kenntnisstand hüten. Euer Freund Bernd weiß nicht, dass er Nummer Drei ist, er weiß auch nicht, dass er ER ist.«
»WAS?«
»Ja, lasst mich weiterreden. Hört mir gut zu. Mit der Murmel der Z...«
»MURMEL?!« Dirk zuckte zusammen.

»Mit der KUGEL der Zeit könnt Ihr reisen, wohin Ihr wollt und in welche Zeit Ihr wünscht. Das Problem ist, dass ER jetzt die Macht über sie hat. Das zweite Problem, man muss sicher sein, dass es den Ort gibt, zu dem man reisen will. Navigiert man einen Ort an, der nicht, nicht mehr oder noch nicht existiert, verliert man sich im Nirgends. Darum wissen wir nicht, ob es das Festland noch gibt. Keiner von uns drei Hütern meiner Generation wagt zum Beispiel ,Lübeck´ anzusteuern. Inzwischen besitzt aber Bernd in ferner Zeit die Kugel der Dimensionen. Ihr müsst das Instrument zurückholen. Der ,Schlüssel der Sperren´ öffnet jede Tür, jedes Schloss, das Ihr öffnen möchtet, und das Drehbuch gibt Euch entschiedene Hinweise, egal welcher Art, die Ihr braucht.«
»Da stimmt aber was nicht«, wandte Sven ein, »denn der Schlüssel passte nicht in das Kettenschloss des Jörn Petersen. Es war schrecklich!«
»Doch er hätte gepasst, wenn Du es gewollt hättest. Ein ,Entsperrer` ist an Deinen Glauben gebunden. Ein fester Glauben an das Überwinden erschließt eine neue Einsicht, einen neuen Einblick oder eine neue Welt. Nun da Ihr es wisst, habt zu ihm Vertrauen. Der Schlüssel öffnet Hof und Tor zu einem einzigartigen Kosmos!«
»Woher wissen Sie das alles und wieso haben wir damit zu tun, Frau Neune?«, fragte Lara.
»Ihr müsst zusammenhalten und den Bernd der Gegenwart durchschauen. Er ist ER. Ihn müssen wir bewegen, sich in Zukunft nicht gegen uns zu positionieren. Denn nur in der Dreieinigkeit wird es gelingen alle Kraft so zu benutzen, dass wir überleben werden. An Bernd scheitert das Schicksal, wenn wir nicht den Punkt erkennen, an dem er unsere Gemeinschaft verlassen hat. IHN zu retten, bedeutet auch uns zu retten. Dazu erhaltet Ihr heute Hilfsmittel von mir. Hier Pilze, Zuckerwürfel und Tee habe ich für Euch.«

Sie griff in einen Korb. »Diese Pilze machen den unsichtbar, der daran leckt, die Zuckerwürfel bärenstark für mindestens drei Stunden und das Kraut als Tee gebrüht, wirkt wie ein Wahrheits-Serum beim Trinkenden, keine Lügen möglich!«
Die beiden schauten verwirrt auf die Apothekerin.
»Das ist alles etwas viel für uns«, sagte Lara schließlich und atmete schwer.
»Etwas viel Zauberkram«, ergänzte Sven. »Zum Beispiel diese Mu... Mur... eh ... ‚Kugel der Dimensionen’. Welche Möglichkeiten eröffnet sie uns, wenn wir es geschafft haben, uns mit Bernd in Verbindung zu setzen? Oder der ‚Schlüssel der Sperren’. Wie kriegt man es hin, jeden Zweifel zu vertreiben und immer an seine Kräfte zu glauben?«
»Ich trau mir das auch nicht zu«, sagte Lara. »Ich glaube, das alles muss man Schritt für Schritt lernen. Und jetzt kommen Sie und beglücken uns mit drei neuen Wunderpräparaten. Schließlich ist es gerade mal ein Jahr her, dass wir eine Welt verlassen haben, die ohne solche Hilfsmittel ausgekommen ist.«

Sie atmete tief durch und schaute der Apothekerin trotzig in die Augen.
Frau Neune sah die beiden erstaunt an, dann lächelte sie: »Kinder, Kinder, ist das wirklich erst ein Jahr her? Mir kommt es wie ein ganzes Leben vor.«
»Und mir erst«, warf Sven ein. »Ich glaube, unter diesen Umständen zählt jede Woche wie ein Jahr.«
Frau Neune nickte. »Wahrscheinlich habt ihr Recht. Der Umgang mit den besonders wirkungsvollen Mitteln ist nicht immer einfach. Er sollte geübt werden. Schließlich hat Harry Potter 6 Jahre lang die Zauberschule in Hagwards besucht. Und ich erwarte von euch, dass ihr alles auf Anhieb beherrscht. Das ist wahrscheinlich zu viel verlangt. Ich gebe es zu. Wenn nur die Zeit nicht so drängen würde.«
»Um so wichtiger ist es, dass alles auf Anhieb klappt«, sagte Sven. »Wir sollten gemeinsam einen Plan entwickeln und jeden einzelnen Schritt genau durchsprechen; beziehungsweise Einzelheiten wie die Anwendung besonderer Mittel vorher üben.«
Die Apothekerin seufzte. »Ich gebe es ja ungern zu, aber so wird es wohl das Beste sein. Leider ist es heute schon ziemlich spät. Ich schlage vor, dass wir uns jetzt trennen und morgen früh etwa zwei Stunden nach Sonnenaufgang wieder bei mir treffen. Bis dahin denkt jeder von uns darüber nach, wie die nächsten Schritte aussehen könnten.«
»Auf jeden Fall müssen wir uns möglichst schnell mit Bernd treffen«, meinte Sven, doch Frau Neune hob warnend ihren Zeigefinger.
»Mit Bernd sollten wir erst zusammentreffen, wenn wir ganz genau wissen, wie wir mit ihm umgehen wollen, welche Fragen wir an ihn haben und was am Ende des Gesprächs als Resultat herauskommen sollte. Ihr beiden könnt euch heute Abend noch reichlich Gedanken darüber machen, ich werde es auch tun.«

Während dieser Worte hatte sie die ganze Zeit Sven angesehen. Als sie sich jetzt Lara zuwandte, ertappte sie das Mädchen dabei, wie sich gerade einen Zuckerwürfel in den Mund schob. Erschrocken hob Lara den Kopf und sah die Apothekerin an.
»Ich hatte ganz vergessen, dass es mit diesen Würfeln eine besondere Bewandtnis hat. Was war das noch mal?«
»Oh Schreck, du wirst jetzt für diese nächste Zeit superstark sein, wenn ich es recht verstanden habe«, sagte Sven und schaute die Apothekerin fragend an. Die nickte und wandte sich lachend Lara zu.
»Na dann mal los, Mädchen, trag deinen Freund nach Hause.«
Lara lachte, ging auf den verdutzten Sven zu und warf ihn sich über die Schulter.

*

»Hast du eine Idee? Kannst du dir vorstellen, dass Bernd irgendwann einmal so böse werden wird? Und was wird der Grund sein?«
Lara schaute bedrückt zu Sven. Sie saßen in seinem Zimmer und grübelten über die neuen Ereignisse nach.
»Ich habe absolut keine Ahnung! Er ist doch immer so nett zu uns.«
Plötzlich sprang Lara auf und lief zur Toilette. Sven drehte sich verwundert nach ihr um, nach dem Gespräch hatte er ganz vergessen, dass sie schwanger war.

Sven befürchtete, dass die Wirkung des Zuckers nachließ, wenn Lara sich übergeben musste. Der Zucker hatte sie nicht nur körperlich, sondern auch seelisch starkgemacht.
Nach einigen Minuten kam sie erschöpft wieder in das Zimmer. Behutsam legte er seinen Arm um sie. Leise schluchzend lehnte sie ihr tränenüberströmtes Gesicht an seine Brust. Er ließ seine Hand behutsam durch ihr Haar gleiten.
»Leg dich erst einmal hin, es war zu viel für einen Tag!« Er führte sie zu seinem Bett und hüllte ihren Körper vorsichtig in seine Decke ein.
»Danke, dass ich hier schlafen darf.«
Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, strich ihr über die Wange und setzte sich neben das Bett.


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