Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Preis der Leipziger Buchmesse 2007 an Geier, Friedländer und Schulze
24.03.2007
Vorgestern Nachmittag wurde auf der Leipziger Buchmesse der „Preis der Leipziger Buchmesse“ in den Kategorien „Belletristik“, „Sachbuch/Essayistik“ und „Übersetzung“ verliehen.
Die Jury unter Vorsitz von Martin Lüdke (SWR) entschied sich unter den 15 nominierten Kandidaten für folgende Autoren:
Kategorie Übersetzung: Swetlana Geier für die Übersetzung Ein grüner Junge von Fjodor Dostojewskij (Ammann Verlag).
Zur Begründung:Swetlana Geiers Übersetzung der Romane von Dostojewskij hat mit „Ein grüner Junge“ einen außerordentlichen Abschluss gefunden. Damit hat sie die fünf großen Romane in neuen Übersetzungen vorgelegt. Die Jury würdigt mit ihrem Preis speziell die Leistung bei „Ein grüner Junge“, weil Swetlana Geier durch eine stärkere Betonung der gesprochenen Sprache von Arkadij Dolgorukij die versuchte Autobiographie Dolgorukijs zu einem großartigen Dialog mit dem Leser steigert. Diese Verschiebung von der geschriebenen Autobiographie zur großen, suggestiven Selbstdarstellungsrede führt die Figur nicht nur direkter an den Leser heran, sie nähert sich auch Dostojewskijs eigener Intention. Eine Übersetzung, die jegliche Sprödigkeit von der Sprache abschüttet und Dostojewskij gewissermaßen wie von allein in unsere Sprachwelt hereinholt. – Für diese Leistung von Swetlana Geier vergibt die Jury an sie den Preis der Leipziger Buchmesse.
Kategorie Sachbuch/Essayistik: Saul Friedländer für Die Jahre der Vernichtung. Das Dritte Reich und die Juden 1939-1945 (Verlag C.H. Beck).
Zur Begründung:Mit dem zweiten Band seiner Untersuchung „Das Dritte Reich und die Juden“ hat Saul Friedländer ein historisches Werk über die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden vollendet, das einzigartig und von herausragendem Rang ist. Das eindringliche Buch rückt die europäische Dimension der Terrorisierung und Ermordung der Juden in den Blick; und es lässt in bisher nicht gekannter Weise die Opfer zu Wort kommen. Deren Stimmen werden anhand von Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Erinnerungen vernehmlich. Friedländers Buch ist nicht nur ein grundlegendes Werk der Geschichtsschreibung. Es zeichnet sich auch durch eine Meisterschaft in der Kunst der Darstellung aus. Wer es liest, wird nicht nur aufgeklärt, sondern auch aufgewühlt.
Kategorie Belletristik: Ingo Schulze für Handy, Dreizehn Geschichten in alter Manier (Berlin Verlag).
Zur Begründung: In seinem Buch „Handy“ gelingt es Ingo Schulze in virtuoser Weise, die klassischen Formen der Kurzgeschichte für die Erfassung der Gegenwart fruchtbar zu machen. In beiläufigem, scheinbar kunstlosem Ton entwirft Schulze Alltagssituationen, die unvermittelt eine existentielle Dimension offenbaren und die gesellschaftlichen Umbrüche unserer Gegenwart sichtbar machen. Dabei führt Schulze den Leser in ein Spiegelkabinett von Fiktion und Realität, in dem die Literatur mitunter das Vorbild für das Leben abzugeben scheint. Die aus der Lakonie des Erzähltons entstehende Komik ist das Gegengewicht zu einer Tragik des menschlichen Daseins, die Schulze auch im vordergründig Unspektakulären sichtbar macht.
Der „Preis der Leipziger Buchmesse“ wurde in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben. Insgesamt reichten die Verlage über 700 Vorschläge ein.
Zu den Juroren gehören mit Franziska Augstein (Süddeutsche Zeitung), Richard Kämmerlings (FAZ), Ulrich Greiner (Die ZEIT), Sigrid Löffler (LITERATUREN), Uwe Justus Wenzel (NZZ), Michael Hametner (MDR) und Martin Lüdke (SWR) renommierte Fachleute und Literaturkritiker.
Die Auszeichnung der besten Frühjahrs-Bücher in den Kategorien „Belletristik“, „Sachbuch/Essayistik“ und „Übersetzung“ ist zu gleichen Teilen mit insgesamt 45.000 Euro dotiert. Unterstützt wird der „Preis der Leipziger Buchmesse“ durch den Freistaat Sachsen sowie die Stadt Leipzig. Partner ist das Literarische Colloquium Berlin (LCB).