Der Tod aus der Teekiste
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"Wie der Finger Gottes" 18.10.2011
Zwischenapplaus und Standing Ovations für Boualem Sansal: Beim Festakt in der Frankfurter Paulskirche sprach der Friedenspreisträger 2011 nicht nur über politische Themen - sondern auch darüber, ob man mit einem solchen Preis auf den Schultern noch derselbe bleibt.

"Der Friedenspreis ist wie der Finger Gottes oder wie ein Zauberstab; sobald er unsere Stirn berührt, verwandelt er uns in Soldaten des Friedens", so der algerische Schriftsteller in seiner Dankesrede, nach der sich Bundestagspräsident Norbert Lammert als einer der ersten erhob, um stehend zu applaudieren.

Er habe sich gefragt, warum gerade er den Friedenspreis bekomme, gestand Sansal: "Ausgerechnet ich, der ich seit jeher im Krieg lebe, in meinen Büchern nichts anderes behandele als den Krieg und vielleicht auch an nichts anderes glaube als an den Krieg, denn der Krieg ist stets auf unserem Weg, und eigentlich existieren wir nur durch ihn, denn er lässt uns das Leben wertschätzen, lässt uns vom Frieden träumen und nach Frieden streben".

Die Paulskirche war auch diesmal wieder bis auf den letzten Platz besetzt, viel Prominenz aus Wirtschaft, Politik und Kultur war gekommen, um Sansal und damit auch einen engagierten Streiter für den "Arabischen Frühling" zu ehren. Dass der algerische Botschafter nicht dabei war, ließ Sansal nicht unerwähnt: "Dieser leere Stuhl betrübt und beunruhigt mich, denn er zeigt mir an, dass meine Situation in Algerien sich auch dadurch nicht verbessern wird, dass ich einen Friedenspreis mit nach Hause bringe", sagte der Schriftsteller, der in seiner Heimat nicht veröffentlichen darf. Seine Bücher erscheinen bei Gallimard in Frankreich: "Das meine Bücher trotz allem im Land zirkulieren, ist der unsichtbaren und sehr riskanten Arbeit einiger Buchhändler zu verdanken".

Dass der "Arabische Frühling" Kreise ziehen wird, davon ist Sansal überzeugt, der am Ende seiner Rede deutliche Worte zum Nahostkonflikt fand. Was in Tunis begonnen habe, werde eines Tages auch Tel-Aviv, Gaza und Ramallah erfassen - und bis nach China kommen, wie eine kopernikanische Revolution. "Es ist ein Wind, der in alle Richtungen weht. Bald wird er Palästinenser und Israelis im Zeichen der gleichen Wut vereinen, dann kommt über den Nahen Osten die Wende, und mit herrlichem Getöse werden sämtliche Mauern fallen". Lösen müsse man sich allerdings von dem Gedanken, dass sich ein Frieden aushandeln lasse. "Aushandeln lassen sich Modalitäten, Formen, Etappen, aber der Frieden selbst ist ein Prinzip; er muss öffentlich verkündet werden, auf feierliche Weise, so Sansal: "Ist es ein bloßer Traum, dass Netanjahu ein Gleiches tut, indem er zur UNO geht oder nach Ramallah und dort das Prinzip des Friedens verkündet?"

Dass Boualem Sansal ein Künstler und in gleichem Maße ein politischer Kopf ist, machte der Schweizer Literaturwissenschaftler Peter von Matt in seiner Laudatio deutlich, die auch den Literaten Sansal hochleben ließ: "Er ist ein unbändiger Erzähler, ein Satiriker von Rang, witzig und weise, unerbittlich in den Diagnosen dessen, was schlecht läuft, gnadenlos hart im Urteil über die Habgier der Mächtigen und immer von Mitleid bewegt über das Schicksal der kleinen Leute in seiner Heimat Algerien".

Für die Stifter des Friedenspreises ist es eine Ehre, "der überaus mutigen und literarisch so eindrucksvollen Mahnung Boualem Sansals ein Echo zu verschaffen" - das betonte Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder vorab in seinem Grußwort. Dass Sansal "mutig wie kein Zweiter" das Ende des Regimes in Algerien fordere, unterstrich auch die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth: "Wenn hierzulande ein Schriftsteller aneckt, wird er schnell zum Dauergast in Talkshows, anderswo auf diesem Globus riskiert er Leib und Leben".

Alle Reden der Friedenspreisverleihung lassen sich in einer Beilage in der nächsten Print-Ausgabe des Börsenblatts nachlesen, die am kommenden Donnerstag erscheint, vor allem aber in einem Buch, das der Börsenverein herausgibt und das die Texte dreisprachig dokumentiert. Es erscheint am 31. Oktober und ist für 14,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

Außerdem geht Sansal in den nächsten Tagen auf Lesereise durch Deutschland.

Zur Eröffnung des 15. Leipziger literarischen Herbstes kommt Sansal am Dienstag, 18. Oktober, um 19 Uhr zur traditionellen Friedenspreisveranstaltung ins Alte Rathaus zu Leipzig.
Unter dem Titel „Schrei nach Leben, gegen die Mauer“ veranstaltet das Kölner Literaturhaus in Zusammenarbeit mit dem WDR und dem Börsenverein am Montag, 17. Oktober, um 20 Uhr eine Lesung im Kölner Schauspielhaus. Es liest der Schauspieler Ulrich Matthes.
Den Höhepunkt der Lesereise bildet die Veranstaltung im Deutschen Theater am Donnerstag, 20. Oktober, 18 Uhr, bei der Bundesaußenminister Guido Westerwelle den Friedenspreisträger in Berlin begrüßt. Ensemblemitglieder des Deutschen Theaters nähern sich an diesem Abend mit einer szenischen Lesung aus „Das Dorf des Deutschen“ den Hauptfiguren von Sansals Roman.
Zum Abschluss kommt der Friedenspreisträger in die neue Aula der Tübinger Universität, auf Einladung der Osianderschen Buchhandlung (Freitag, 21. Oktober, 20 Uhr). [...}

Quelle: Börsenblatt online

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www.boersenblatt.net

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