Morgen [Heute, RL] tagt der Ständige Rat der Deutschen Bischöfe, und auf der Tagesordnung soll auch Weltbild stehen. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner plädierte heute in der "Welt am Sonntag" dafür, dass die katholische Kirche Weltbild verkauft: "Wir müssen uns radikal davon trennen. Dafür gibt es für mich keine Alternative."
In Bezugnahme auf die Turbulenzen um das Angebot von erotischer Literatur bei Weltbild sagte Meisner, "es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen." Ein Unternehmen in der Größenordnung wie Weltbild lebe von der Expansion und könne auch nicht "ganze Sparten der Druckindustrie" aussparen, wenn es nicht untergehen wolle. Für die katholischen Bischöfe sei es aber nicht angemessen, Eigentümer eines solchen Unternehmens zu sein. Meisner bzw. die Kölner Erzdiözese hatte sich bereits 2008 von Weltbild getrennt und ihre Geschäftsanteile an den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) übertragen. Dem VDD gehören 24,2 Prozent von Weltbild, die übrigen Anteile besitzen zwölf katholische Diözesen und das Militärbischofsamt. Als Eigentümer-Vertreter des VDD sitzt der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, im Weltbild-Aufsichtsrat.
Wegen des Vetriebs erotischer Bücher war Weltbild in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen geraten; am Donnerstag ist der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Donaubauer, der auch Finanzdirektor der Diözese Augsburg ist, zurückgetreten. Eine Pressemitteilung des Bistums Augsburg, in der es heißt "Der Rücktritt Dr. Donaubauers kann sicher nur als eine erste persönliche Konsequenz verstanden werden", hat ebenfalls für die Vermutung gesorgt, dass bei den Bischöfen morgen über Weltbild gesprochen wird. "Gut unterrichtete Kreise aus dem Bistum Augsburg deuten an, es werde zu einem 'großen Finale' kommen. Einige Bischöfe seien wild entschlossen, das Verlagshaus zu verkaufen", schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Bereits 2009 hatten die Eigentümer schon einmal überlegt, sich von Weltbild zu trennen, was an der Größenordnung des Unternehmens scheiterte.
Quelle: Börsenblatt online
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