Rund ein Jahr nach Beginn des Arabischen Frühlings wurde Frankfurt zur Bühne von Autoren von Algier bis Beirut. Im Mittelpunkt des Treffens stand aber weniger die Literatur als die enttäuschte Hoffnung ihrer Verfasser über den Verlauf der Revolution.
Die Zahlen sind erfreulich, das Resümee ist es nicht: Rund 1.500 Besucher strömten an zwei Tagen ins Frankfurter Literaturhaus, wo die litprom unter Federführung des Kurators Stephan Milich ein gutes Dutzend namhafter arabischer Schriftsteller und etwa halb so viele deutschsprachige Autoren und Übersetzer zum öffentlichen Gedankenaustausch versammelt hatte. Seit der Frankfurter Buchmesse 2004 mit dem Schwerpunkt Arabische Welt hatte es so ein dichtes Programm aus Podiumsdiskussionen, Werkstattgesprächen, Lesungen und nicht mehr hierzulande gegeben.
Als bittere Erkenntnis des Autorentreffens muss aber festgehalten werden, dass die in Frankfurt anwesenden Schriftsteller aus den verschiedenen arabischen Ländern fast ausnahmslos die Hoffnung auf einen raschen Erfolg der Revolution(en) begraben haben: Der Arabische Frühling scheint zum Winter zu werden.
Vor dem Hintergrund der derzeitigen politischen Entwicklungen in der arabischen Welt ist es nicht verwunderlich, dass bei allem begründeten Diskussionsbedarf über die politische Lage, das Gespräch über die Literatur oftmals in den Hintergrund gedrängt zu werden drohte. Allzu deutlich wurde dies am Samstagnachmittag: Von Literatur im Spannungsfeld von Religion und Revolution sollte die Rede sein, das Feld der Literatur wurde aber nicht berührt – es kam noch nicht einmal in Sichtweite. Das lag einerseits an den langen Redebeiträgen des Werkstattgespräches, aber auch den Fragen, die Andreas Fanizadeh in diese Richtung trieb.
Quelle: Börsenblatt online
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