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Tex Rubinowitz gewinnt den Ingeborg-Bachmann-Preis 08.07.2014
Der Autor und Zeichner Tex Rubinowitz hat für „Wir waren niemals hier“ den Ingeborg-Bachmann-Preis erhalten. Erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs war das Teilnehmerfeld dezimiert.

Es war alles wie immer, beinah jedenfalls. Vergessen die hitzigen Diskussionen vom Vorjahr, als es um nichts weniger als den Fortbestand des Wettlesens um den Ingeborg-Bachmann-Preis ging. Aber auch um die Frage, wie das Wechselspiel von Lesung und Diskussion besser ins Fernsehen gebracht werden könnte. Und lohnend wäre es durchaus noch immer, darüber nachzudenken, auf welche Art womöglich mehr als jene 20.000 Zuschauer gewonnen werden könnten, die gewöhnlich die Liveübertragung aus dem ORF-Theater in Klagenfurt auf 3sat verfolgen.

Für die meisten jedoch, die in Klagenfurt Jahr für Jahr live dabei sind, scheint Veränderung unnötig. Die euphorischen Zufriedenheitsbekundungen und Glückwünsche, die in einem Gästebuch festgehalten wurden, lassen jedenfalls auf äußerst zufriedene Besucher schließen. Dabei wurde deren enthusiastischer Überschuss doch arg gedämpft. Um einen von den standhaften Verteidigern des Wettbewerbs aufgerufenen „Reichtum der Sprache“ zu entdecken, der den monetären Gesetzen des Marktes entgegenstehe, musste man in diesem Jahr schon sehr lange suchen. Die Jury, letztmals mit Burkhard Spinnen als Vorsitzendem, tat dies wie gewohnt klug und zuweilen auch freudvoll (obschon der neue Juror Arno Dusini von der Uni Wien merklich fremdelte). Aber manchmal halfen auch die gewagtesten Interpretationen nicht, um in recht durchschnittlichen Texten, in denen bevorzugt trauernde Frauen auftraten und komplizierte Beziehungen und Traumata verhandelt wurden, Bemerkenswertes und Gelungenes aufzuspüren. Eine gewisse Ermattung schien über dem diesjährigen Wettbewerb zu liegen. Die Ratlosigkeit jedenfalls nach dem Abschluss der Lesungen war groß: Wer verdiente die Auszeichnungen, vor allem aber den mit 25.000 Euro dotierten Hauptpreis?

Dass sich auch die Jury selbst schwer tat, verdeutlichte die langwierige Abstimmung. Den Ingeborg-Bachmann-Preis erhielt schließlich nicht unverdient Tex Rubinowitz für die neurotische Liebesgeschichte „Wir waren niemals hier“. Eine Erzählung, die lässig und zärtlich zugleich die Mühen der Verständigung zwischen den Geschlechtern illustriert. Einmal mehr gewann mit dem von Daniela Strigl eingeladenen Wiener Schriftsteller und Zeichner, der in Hannover geboren wurde und eigentlich Dirk Wesenberg heißt, ein Autor aus dem Umkreis des Autorennetzwerkes der Zentralen Intelligenz Agentur.

Der Berner Michael Fehr imponierte vor allem durch seinen expressiven Vortrag, mit dem er auf der Klagenfurter ORF-Bühne ein zeitgenössisches Schweizer Bauerntheaterstück zur Aufführung brachte. „Simeliberg“ führt in rhythmisierter Prosa in eine ländlich abgeschiedene Welt von Bedrohung und Gewalt. Die Jury, beeindruckt wohl nicht zuletzt von der außergewöhnlichen Performance des von Geburt an sehbehinderten Autors, zeichnete Fehrs Beitrag mit dem Kelag-Preis (dotiert mit 10.000 Euro) aus.

Mit dem 3sat-Preis und damit 7.500 Euro wurde der in Sri Lanka geborene Senthuran Varatharajah für einen E-Mail-Dialog zwischen zwei Asylanten prämiert. Die Berlinerin Katharina Gericke erhielt für „Down Down Down – To the Queen of Chinatown“, eine Moabiter Liebesgeschichte, die mit Versatzstücken der Oper spielt, den Ernst-Willner-Preis. Der mit 5.000 Euro dotierte Publikumspreis schließlich ging an Gertraud Klemm und ihre „Ujjayi“ überschriebene Frustrationssuada einer überforderten Mutter.

Der Text, der vermutlich beste Chancen gehabt hätte beim diesjährigen Wettbewerb, wurde leider nicht gelesen, jedenfalls nicht von der Autorin. Karen Köhler hatte ihre Teilnahme wegen einer Windpocken-Erkrankung kurzfristig absagen müssen. Ein Novum: Noch nie seit Bestehen des Wettbewerbs war das Teilnehmerfeld dezimiert gewesen. Es gab nicht wenige, die sich gewünscht hätten, dass Köhler ihre Erzählung „Il Comandante“ im Hamburger Krankenbett lesen und ihr Vortrag via Skype ins ORF-Theater von Klagenfurt transferiert würde und so auch diskutiert werden könnte. Allein die Satzung verhinderte dies – und vielleicht auch die Sorge der Jury, einen Präzedenzfall zu schaffen, auf den sich zukünftig Autoren berufen könnten, die kurz vor der Abreise das große Lampenfieber überkäme. Außer Konkurrenz war Köhlers traurig-anrührende Geschichte um ein krebskrankes Mädchen dann aber doch zu hören – vorgetragen unter anderem von ihrem Verleger Jo Lendle – getreu dem Motto „die Windpocken dürfen nicht siegen“. Gut möglich, dass von diesem 38. Wettlesen in Klagenfurt am nachdrücklichsten eine abwesende Autorin im Gedächtnis bleibt.

Holger Heimann

Quelle: Börsenblatt online

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www.boersenblatt.net

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