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Goethes Unterhosen - und ein Videogruß von Cornelia Funke 15.11.2015
Eine lustvolle, launige Erörterung der Gegenwartsliteratur: Das war die Verleihung des Bayerischen Buchpreises am Donnerstagabend in München. Und wieder durfte sich Matthes & Seitz über einen Preisträger freuen - auch wenn Frank Witzel nicht das Rennen machte.

Zum zweiten Mal fand die Preisverleihung zum Bayerischen Buchpreis in der Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz statt. Die Juroren Franziska Augstein, Denis Scheck und Carolin Emcke ermittelten die Preisträger in den Kategorien Sachbuch und Belletristik im Streitgespräch auf offener Bühne.

Drei Bücher in dreißig Minuten

Die Richtlinien waren die selben wie im Vorjahr: In knapp dreißig Minuten wurden drei Bücher eines Genres, die in die engere Wahl gekommen waren, vorgestellt und diskutiert – und eines davon schließlich prämiert.

Die beiden Gewinner Reiner Stach (Kategorie Sachbuch) und Angela Steidele (Kategorie Belletristik) erhalten jeweils 10 000 Euro sowie eine Preisfigur aus Nymphenburger Porzellan, die anderen nominierten Autoren je 2000 Euro (zur Pressemitteilung mit allen Nominierungen geht es hier). Eine schöne Sache war es, dass alle Autoren bei der Preisverleihung anwesend waren.

Michael Then, Vorsitzender des Bayerischen Landesverbands im Börsenverein, führte locker lässig und zugleich souverän durch die Veranstaltung - und erinnerte an einen Jahrestag: Der Abend der Preisverleihung sei auch der 107. Geburtstag von Hans Werner Richter, dem Begründer der "Gruppe 47". Diese, für die Nachkriegszeit so wichtige Formationen von Autoren und Kritikern hat sich vor allem durch ihre Diskussionskultur ausgezeichnet. Wurden nun die drei Kritiker bei der Ermittlung der Preisträger dieser Vorgabe gerecht?

Bei der Diskussion um den Sachbuchpreis ging es recht kontrovers zu. Bruno Preisendörfers Buch "Als Deutschland noch nicht Deutschland war. Reise in die Goethezeit" (Galiani Berlin) wurde zwar von allen wegen seiner Genauigkeit gelobt, aber, so befand Carolin Emcke: In den Unmengen von Belegen und Zitaten gehe der Autor unter. Und Denis Scheck fragte sich, ob die Erkenntnis, dass Goethekeine Unterhosen getragen habe, etwas am Goethe-Bild verändere.

Scheck brach dann eine Lanze für das nächste Sachbuch und seine Autorin: Monika Rincks "Risiko und Idiotie. Streitschriften" (kookbooks). Diese Publikation, so Scheck, sei kluge Popularisierung der Poesie at its best. Dem konnte allerdings Franziska Augstein nicht wirklich zustimmen. Viele Sätze im Buch sind ihr zu manieriert.

Bei Reiner Stach, der mit dem dritten Teil seiner Kafka-Biographie ins Rennen ging, waren sich dagegen alle drei Juroren einig, dass hier ein neues Kafka-Bild geschaffen worden sei. Stachs "Kafka. Die frühen Jahre" (S. Fischer) erhielt daher auch Preis in der Kategorie Sachbuch.

Als die Kategorie Belletristik an der Reihe war, nahm die Lust an der Auseinandersetzung ab. Die Juroren bedachten alle vorgeschlagenen Bücher mit viel Lob. Nur bei Frank Witzels "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" (Matthes & Seitz) hatte Denis Scheck eine durchaus persönliche Kritik anzumerken: "Dieser Roman und ich haben eines gemeinsam: Wir müssen abnehmen."

Angela Steidele überzeugte alle

Einig war man sich, dass Ulrich Peltzer mit "Das bessere Leben" (S. Fischer) ein großer Gesellschaftsroman gelungen sei. Er spiele eigentlich vor der Finanzkrise, führe aber in diese hinein und zeige, dass die großen Utopien der 70er Jahre abgewirtschaftet hätten.

Dass dann doch Angela Steidele mit ihrem Roman "Rosenstengel" (Matthes & Seitz) den Bayerischen Buchpreis in der Kategorie Belletristik gewann, mag darin liegen, dass die Mischung aus Historie und Fiktion, Ernst und Ironie die Jury komplett überzeugte. Und auch wenn das einhellige Lob der Belletristik-Diskussion etwas das Feuer entzog, so haben die drei Juroren diesmal doch etwas getan, das für das Publikum im Saal extrem hilfreich war: Sie trugen Passagen aus den vorgeschlagenen Büchern vor - so dass jeder einen Eindruck vom Stil der diskutierten Autoren bekam.

Den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten erhielt Cornelia Funke für ihr bisheriges Lebenswerk. Laudatorin war Ilse Aigner, Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Cornelia Funke konnte bei der Preisverleihung selbst nicht anwesend sein. Sie schickte aber eine Video-Grußbotschaft: Sie freue sich ehrlich, dass mit dem Preis ihr Schreiben geehrt werde - und damit auch die Kinder und Jugendlichen, die ihre Bücher lesen. Denn sie alle verkörperten "die Zukunft, das Prinzip Hoffnung, die Chance auf eine bessere und menschlichere Welt".

Fazit: Die zweite öffentliche Preisverleihung des Bayerischen Buchpreises war durchaus gelungen. Das Publikum konnte einen diskussionsreichen, unterhaltsamen, informativen Literatur-Talk erleben. Und eines ist auch klar. Etwas besser machen können, heißt: weitermachen.

Quelle: Börsenblatt online

Links zu dieser Meldung:
www.boersenblatt.net

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