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"Sie allein dürfens hören" 17.11.2015
Was lief da eigentlich zwischen Goethe und Frau von Stein? Seit mehr als 200 Jahren steht diese Frage im Raum, unterschiedlichste Fundstücke geben Anlass zu mancherlei Spekulationen. Sigrid Damm hat sich nun durch mehr als 1700 Briefe gegraben, hat recherchiert und zeigt die Anziehungskräfte, Illusionen, Spannungen und Missverständnisse zwischen den Partnern: die spannende Chronologie einer Beziehung.

Da sind die vielen kleinen "Zettelgen", die oft mehrmals am Tag zwischen Goetehs Haus und Steins Haus hin- und herwandern, da sind bergeweise Briefe, von denen Charlotte von Stein die ihrigen schließlich zurückverlangt, auch Goethe hat gegen Ende seines Lebens einiges an Korrespondenz verbrannt - aber dennoch gibt es genügend schriftliche Bekundungen und Briefe, die über die auch von den Weimarer Zeitgenossen nicht leicht zu verstehende Beziehung Auskunft geben. Als der 26-jährige Goethe im November 1775 in der noch eher unbedeutenden Residenzstadt eintrifft, ist die 32-jährige Charlotte von Stein seit zehn Jahren mit dem nach damaligen Zeugnissen recht attraktiven Freiherrn Josias von Stein verheiratet. Goethe stürzt sich geradezu auf sie, und die nächsten zehn Jahre schwankt Charlotte von Stein permanent zwischen der Anziehungskraft des schmeichelnden, umwerbenden, verführenden Dichters, der ihr neue Welten eröffnet, und ihrer Rolle am Hof wie als Ehefrau. Sie sucht sich, so Sigrid Damm, "klug eine Rolle, hinter der sie sich verschanzen kann und die zugleich dennoch Zusammensein ermöglicht: die der Bildnerin und Erzieherin des in ihren Augen ungebärdigen und anmaßenden jungen Bürschleins".

Letztlich sehen sich die beiden fast täglich, und Damm, durch viele Publikationen zu Goethe als intime Kennerin der Weimarer Verhältnisse ausgewiesen, beschreibt die Höhen und Tiefen der Beziehung, Goethes Hingezogensein zu der sexuell unerreichbaren Frau, der gleichzeitige Reiz der Unmöglichkeit einer Bindung, sein trotzig kindisches Verhalten, sein Drängen und Stürmen. In den rund 1700 Briefen von Goethe an sie, die erhalten sind, erfahren wir durch Sigrid Damms kluge Briefauswahl, wie rückhaltlos er all seine Empfindungen und Gedanken der Geliebten anvertraut ("Sie allein dürfens hören"), wie er aber auch durch seine heimliche Flucht nach Italien 1786 einen scharfen Schnitt macht, um sich aus seiner ausweglosen Situation auch von ihr zu befreien. Sichtlich ist Charlotte von Stein verletzt, durch vielerlei Liebesbekundungen kann Goethe sie wieder langsam an sich binden, bis die Beziehung zu Christiane Vulpius zum Bruch mit Charlotte führt. Verletzt und gehässig äußert sie sich gegenüber Dritten über "seine Demoiselle", klatscht, dass sie sich alle Tage betrinke, "wird aber dick und fett." Erst nach Christianes Tod 1816 werden die Besuche wieder häufiger, das Miteinander wieder inniger.

Damm gelingt es, auch durch ihre historisch-akribischen Recherchen, ein Porträt von Charlotte von Stein zu zeichnen, ihre Lebenswelt, ihre Gedanken, ihr Umfeld zu beschreiben. So bietet der Band nicht nur Einblicke in Goethes erstes Jahrzehnt am Weimarer Hof, sondern umreißt die Verhältnisse in Weimar ebenso wie die Steinschen Lebensbedingungen und die Art des Briefeschreibens im 18. Jahrhundert. Bis auf wenige Ausnahmen ist Damm auf der Höhe der neuesten Forschungsergebnisse (So hat das Goethe- und Schiller-Archiv in einer vergangene Woche eröffneten Ausstellung etwa nachgewiesen, dass Charlotte von Stein nicht die Patentante von Schillers Ehefrau Charlotte war), und Damm versteht dabei so lebendig zu schreiben, so einfühlsam und doch mit der nötigen Distanz zum beschriebenen Gegenstand, dass sich der Band angenehm flüssig liest.

Sigrid Damm: "Sommerregen der Liebe. Goethe und Frau von Stein". Insel, 406 S., 22,95 Euro

Quelle: Börsenblatt online

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