Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten
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In diesem Buch präsentiert sich die erfahrene Dortmunder Autorinnengruppe Undpunkt mit kleinen gemeinen und bitterbösen Geschichten.
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Rechtlos im Nebel 01.01.2016
Revolvermänner, schwarze Cowboys und White Trash: eine Auswahl neuer Western über historische und fiktive Outlaws.

Zu seiner Zeit war er in Amerika ähnlich berühmt wie heute Donald Trump. Die einen hielten ihn für einen Rebellen, der für die Freiheit kämpft. Die anderen für einen Psychopathen ohne Moral. Der Predigersohn John Wesley Hardin, geboren 1853 in Bonham, ­Texas, war einer der gefährlichsten Killer des Westens. Als Junge konnte er "einem springenden Eichhörnchen aus 80 Fuß den Kopf abschießen", wie James Carlos Blake in seinem Erstling "Pistolero" (Liebeskind, 432 S., 22 Euro) schreibt, der gerade erstmals auf Deutsch erschienen ist. Darin schildert der mexikanisch-amerikanische Erfolgsautor ("Das Böse im Blut") die Geschichte Hardins als Kaleidoskop aus vielen Perspektiven.
Blake beginnt mit dem Tod des historisch verbürgten Westernhelden, der mit nur 42 Jahren in einem Saloon in El Paso an einer Kugel im Kopf stirbt. Und lässt dann 50 Stimmen, von der Hure bis zum Richter, die Geschichte des Pistoleros erzählen. Hardin tötet mit 14 den ersten Menschen, wird Cowboy, Spieler, Viehzüchter, erschießt insgesamt 40 Menschen und verbüßt dafür Jahre im Gefängnis. Dennoch schafft er es irgendwie, der Nachwelt als Robin Hood zu erscheinen, der aus Notwehr handelte. Dieses Schillern fängt Blake großartig ein. Es ist auch das Schillern des Western-Genres selbst, das seine Figuren immer an rechtlose Orte verschlägt, wo sie selbst das Gesetz sein müssen – und die Orientierung verlieren.


Sammy, den abgewrackten Ich-Erzähler aus Daniel Woodrells Country noir "Tomatenrot" (Liebeskind, 224 S., 20 Euro), lernen wir im Nebel kennen: In einer nebligen Nacht in West Table, Missouri, steigt er, benebelt von Drogen, in eine Villa ein. Der junge Hilfsarbeiter streunt durch die Kostbarkeiten, lässt sich auf einen Kalbsledersessel fallen und schläft ein. Als er aufwacht, sind da zwei andere Plünderer: die junge Jamalee mit ihren tomatenroten Haaren und ihr hübscher Bruder Jason. Zu beiden fühlt er sich hingezogen, zieht zu ihnen und ihrer Mutter Bev, einer Escortdame. Es ist eine düstere Welt, die Woodrell ("Winters Knochen") in seinem 1998 erschienenen Roman schildert. Es geht um Sex, Drogen und die wilde Hoffnung jedes Outlaws, selbst mal irgendwann auf der Sonnenseite zu stehen – und sei es zu dem Preis einer düsteren Seele.


In der klassischen Frontier-Epoche hat Clifford Jackman sein Romandebüt angesiedelt: "Winter Family" (Heyne Hardcore, 512 S., 14,99 Euro) beginnt 1864, mitten im Amerikanischen Bürgerkrieg, als Sergeant Ross eine Bande von Gewalttätern um sich schart. Einer davon, der Farmerjunge Augustas Winter, ist besonders skrupellos. Er steigt schnell zum neuen Anführer der Gang auf, die fortan als Winter Family eine blutige Spur von ­Georgia nach Chicago zieht. Der 1980 geborene Kanadier Jackman ist Fan Cormac McCarthys, dessen alttestamentarisch harten Stil er imitiert. Sein "apokalyptischer Western" liest sich wie die ­Parabel zum heutigen Rechtsstaat, der als Räuberbande begann.


Rechtlos, nämlich als Sklavensohn in Tennessee, startet auch das historisch belegte Leben einer anderen Ikone des Wes­tens: des schwarzen Cowboys Nat Love, genannt Deadwood Dick. In "Das abenteuerliche Leben des Deadwood Dick" lässt Joe R. Lansdale ihn seine Geschichte selbst erzählen (Tropen, April, 480 S., 24,95 Euro): "In meinem Leben hab ich so manchen Revolverhelden und ein paar gefährliche Bestien getötet, außerdem vier Chinesinnen geliebt, alle in derselben Nacht und demselben Wagen", beginnt die quasi am Saloontresen erzählte Lebensbeichte.


Percival Everetts "God's Country" (Unionsverlag, April, 226 S., 11,95 Euro) erzählt ebenfalls die Geschichte eines schwarzen Helden. Der kalifornische Literaturprofessor schickt das ungleiche Paar Jock Marder – Spieler, Trinker, Möchtegern-Frauenheld – und den Afroamerikaner Bubba auf die Suche nach Marders Frau durch den amerikanischen Süden. In der politisch unkorrekten Sprache des 19. Jahrhunderts erfährt man viel darüber, wie es ist, ein Outlaw qua Hautfarbe zu sein. Aus den skurrilen Szenen entwickelt sich ein furioser Roman, der mit dem Genre, in dem die Heldenrolle immer so klar verteilt scheint, tragikomisch spielt.

Quelle: Börsenblatt online

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www.boersenblatt.net

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